Lüftermotor Klima - Wenn nix mehr geht...

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RomanL
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Lüftermotor Klima - Wenn nix mehr geht...

Beitrag von RomanL »

So, hier mal ein Beispiel, was "Fachwerkstätten" so alles fertig kriegen... Der (Innenraum)Lüfter unseres Neuzuganges mit Klimaautomatik lief nicht. Info der Werkstatt: "Vermutlich der Motor durch und schwergängig, wir haben das Modul schon 2x getauscht. Lief dann immer nur kurz."
Also erst mal gemessen: Strom liegt am Modul an, Strom liegt am Lüfter an. Regelung zeigt ganz klar lange und kurze Pulsung am Ausgang, also alles wie es soll. Widerstandsmessung Motor = ok. Also warum läuft das Teil nur mal kurz an -nach ruckeliger Straße-, ist dann tierisch laut (Lagerschaden?) und anschließend wieder tot?

Ersatzweise einen Ersatzmotor aus einem C2 besorgt (C1, C3, C4, 307er, 207er etc. paßt eigentlich auch). Motor ausgebaut und siehe da, die Schraube der Verdrehsicherung fehlt schon mal. Die lag unten im Fußraum. Trotzdem saß der Motor richtig fest im Sitz. Hmmh, DAS dürfte so eigentlich nicht sein, weil der eher lose in der Führung rumklappert.
Ursache war ein total fehlerhafter Einbau bei der vorherigen Werkstattprüfung. Der Motor war nach unten hin verkantet und lag mit dem Lüfterrad am Luftführungsgehäuse an. Ergebnis: Reibwärme, Schmelzen, Anbacken... Logisch, daß DA nix mehr laufen kann. Glücklicherweise hat das Modul genug Reserven, auch bei klemmendem Motor die Wärme vom Kurzschluß wegzubringen, und die Luft aus der Zuluftöffnung war kühl genug, daß der Motor selbst nicht abgefackelt ist. Also elektrisch eigentlich alles heil... Die Reparatur war in nullkommanix erledigt.
Nun ja, nicht alles funktioniert auf Anhieb - aber was will man für 650,- erwarten :mrgreen: :-)

Und noch mal für alle, die da gern mal selbst dran basteln mögen:
- Links vom Auto braucht man Fläche zum Liegen/Sitzen oder man fährt in auf der Bühne etwa 50cm hoch.
- Verkleidung unterm Lenkrad ab
- Lenkrad in höchste Position und möglichst weit rausziehen
- Fahrersitz nach hinten
- Gaspedal ab (!!Zündung NICHT einschalten, solange das Pedal abgesteckt ist!!) -> 3x M10 Mutter + Stecker ausclipsen
- Lenksäule unten am Lenkgetriebe aushängen (13er Mutter ab, Spange zurückziehen, Klemmschraube raus, Schiebestück hochziehen, voila)
- labberige Lenksäule hinter den Haubenöffner hängen (alter Schnürsenkel oder Bindedraht hilft ungemein)
- KEINE weiteren Baugruppen lösen/abschrauben bitte, vor allem NICHT die ganze Lenksäule (wie man gern in Foren liest)!
- Kabelbäume im Bereich der Montageöffnung für den Motor lösen, wenn sie irgendwo angestrapst sind
- Arretierschraube suchen (ist etwa auf 19:00 am Motorflansch auf einer kleinen Erhöhung, Kreuzschlitz Gr.2 oder T20 - je nach Baujahr)
- Arretierschraube rausdrehen
- Motor mit der linken Hand greifen (sitzt ganz tief im A-Brett)
- Drehung etwa 10° nach links
- wenn lose, dann vorsichtig nach links herausziehen und unten auf Höhe Gaspedalhalter herausfädeln
- Stecker ausclipsen (rechts und links eindrücken)
Voila!

Der Einbau erfolgt umgekehrt, wobei Ihr bitte peinlich genau darauf ahctet, daß der Motor gerade und stramm auf dem Flansch sitzt und sich dann leicht (!) nach rechts drehen läßt. Geht da was schwer, dann sitzt er nicht richtig drin oder schief.
Vorzugsweise steckt man den Stecker erst drauf, wenn der Motor eingebaut ist. Mit Kabel dran fasst er sich schlecht und läßt sich kaum einfädeln.
Wer den Motor testen will, der steckt ihn ausgebaut an, steckt das Gaspedal an und testet dann. Bitte NICHT testen, wenn das Gaspedal abgesteckt ist! Der sofort als permanent gesetzte Gaspedalfehler kann ein Neuanlernen erforderlich machen - bad idea ohne Lexia...
Der Abbau der unteren Verkleidung unterm Lenkrad (die Platte, die auch ab muß, wenn man an die Sicherungen ran will) hat den großen Vorteil, daß man durch den Schlitz mit einer Kopflampe reinleuchten und reinschauen kann. Von unten geht das ganz schlecht, weil meist die Hand genau im Lichtweg ist.

Ein Tip: Wer die Arretierschraube nicht gleich findet (schwarze Schraube in schwarzer PLasteumgebung): Es gibt eine Gummiwulst auf dem Motor, die etwa W-förmig ist. Wenn man dieser Wulst mit dem Finger nach vorn hin in Richtung Spritzwand/Motorraum folgt, landet man zwangsläufig auf der Arretierschraube. Danach sieht man sie auch viel leichter :-) Einen Schraubendreher kriegt man da auch nur mit viel Gefühl drauf, mit Sehen geht da fast nix.

Noch was zur Zeitplanung: Erstversuche dauern meist etwas länger, aber mit ein klein wenig Vorplanung und Übung tauscht man den Motor in unter 15min. Benötigt werden nur kurzer Kreuzschlitzschraubendreher bzw. Torx (Arretierung), 13er Ring oder Miniratschenschlüssel oder Nuß+kleine Ratsche (1/4" empfohlen) für die Lenkungsklemmung, Dremo für den 13er, 10er Nuß + Verlängerung + Ratsche (für's Gasbpedal), gelenkige Finger, langen linken Arm, handliches Licht (Arretierschraube + Einfädeln um die strammen Kabelbäume rum).
Eine Handvoll saftiger Flüche kommt auch gut, die braucht man spätestens beim Einfädeln und Verdrehen auf die Arretierposition. :jester:

:builder: Thema Sicherheit: Denkt bitte daran, daß Ihr beim Lösen der unteren Lenkerklemmung in die Lenkung an einer sehr wichtigen Stelle eingreift! Wer sich da nicht zu 100% sicher ist, daß er das auch fachgerecht kann, der läßt es bitte! Abgerissene Schrauben sind dort ebenso großer Mist wie Lose an falscher Stelle. Das System ist einfach und selbsterklärend, aber es sollte trotzdem VOR der Demontage komplett verstanden sein. Da ist kein Platz für Experimente und Murkserei. Anzugsmomente gibt's im Haynes oder im Reparaturleitfaden von PSA. Alles keine Raketentechnik :-)
Wenn es zu kritisch wird, geht in eine freie Werke - aber bitte schaut dem mann über die Schulter! (siehe meine aktuelle Erfahrung mit "fachgerechter Montage")

Gruß
Roman
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